Mit Mineralien die sich auf den Untergrund abreiben, und damit lesbar bleibt, wird schon seit früher Zeit geschrieben.
Aber im 16. Jahrhundert gab es bereits einen modernen Bleistift.
Das Prinzip eines Bleistift ist einfach. Ein Mineral, heutzutage meist ein Graphit-Ton-Gemisch, reibt sich auf den beschriebenen Untergrund ab. Dadurch ist die Schrift lesbar. Ein sehr einfaches Prinzip.
Komplizierter wird es wenn man sich näher damit beschäftigt aus welchem genauen Material, oder Materialgemisch, diese sogenannte Mine bestehen soll um am Besten zu schreiben.
Aber wirklich interessant wird es wenn man sich überlegt wie man diese Mine hält. Mit den Fingern. Klar. Mit dem Mund ginge auch noch, aber das Schreiben fällt schwer. Nein, darum geht es natürlich nicht.
Man kann die Mine roh halten. Aber damit macht man sich die Finger oft dreckig. Man kann die Mine natürlich auch in Holz packen. So sind heutzutage ja die meisten Bleistifte.
Ein wenig Historie muss sein
In den Jahren 1516 bis 1565 lebte in Zürich ein Universalgelehrter namens Conrad Gessner. Ein Mann der in seiner Zeit sehr bekannt war, sogar Kaiser Ferdinand I. von Österreich persönlich. Er war unter anderem Arzt und auch Naturforscher. Und er schrieb Bücher. Über Tiere, Pflanzen und Minerale. Seine „Bibliotheca universalis“ umfasste 21 Bände. (Wobei Band 20 aus Geldmangel nicht erschien).
Und was Ihn außerdem besonders machte gegenüber Kollegen seiner Zeit war das Talent die Bilder zu seinen Büchern selber zu zeichnen.
Schließlich starb Conrad Gessner, auch Conrad Gesner geschrieben, an der Pest.
Aber was hat nun dieses Universalgenie mit einem Bleistift zu tun? Ganz einfach. Gessner zeichnete, und beschreibt, in einem seiner Bücher, genauer gesagt dem Werk „De Omni Rerum Fossilium Genere“1, einen Bleistift. Und zwar einen der einem modernen Fallminienbleistift sehr ähnlich ist.
Gessners Bleistift von Cleo Skribent
Aufgrund dieser Zeichnung, und der kleinen Beschreibung, hat die Firma Cleo Skribent eine Interpretation dieses Bleistiftes herausgebracht. Und passenderweise nennt er sich: der Gessner.
Erhältlich ist dieser Stift in zwei Varianten. In einer günstigen Variante in dem der Bleistift (inklusive Mine) in einem Jutebeutel daher kommt, und einer exklusiven, teureren Variante in der man den Stift in einer Präsentationsbox bekommt.
Nein. Präsentationsbox ist das falsche Wort. Offiziell heißt es ledigleich “Schreib-Set in einer hochwertig verarbeiteten Schatulle aus Holz”.
Und ja, sie ist hochwertig verarbeitet. Und macht einen guten Eindruck. Zwei Riegel aus Holz halten die Schatulle geschlossen.
Geöffnet sieht man den gut geordneten Inhalt. Der zum Teil erst einmal zum Schutz in Seidenpapier eingepackt ist.
Mit den einzelnen Fächern in der Schatulle hat man Ordnung, und nichts geht kaputt. Und es sieht natürlich auch gut aus.
Aber was ist nun genau drin?
Also als erstes haben wir natürlich den Stift selber.
Daneben ein verkorktes Glasrohr in dem zwei Minen, getrennt durch einen Filz, lagern und ein kleines Messer (Federmesser) gut verpackt in Leder. Dazu kommt eine kleine Schieferplatte und eine kleine Holzplatte. Hier drauf befestigt ist ein Stück Sandpapier das noch mal von einem Leder geschützt wird. Und eine kleine bildliche Anleitung wie der Stift gefüllt werden kann, sowie ein kurzer Text zum Gessner in deutsch und englisch.
Wichtig ist noch zu erwähnen das die beiden Graphitminen unterschiedliche Härtegrade haben.
Den Gessner getestet
So ein Stift will natürlich auch genutzt werden. Auch wenn diese tolle Zusammenstellung in der Box auch ein Stück für die Vitrine ist. Natürlich nur mit geöffneter Box.
Der Stift selber liegt erstaunlich gut in der Hand. Auch wenn er erst einmal recht dick wirkt. Aber das täuscht. Der Schaft des Gessner hat einen Durchmesser von 11,4mm. Ein hier zufällig rumfliegender Werbekugelschreiber (was macht der hier bitte?) ist im Griffbereich 11,6mm dick. Der Schneider Epsilon touch Kugelschreiber ist rund 10,9mm dick. Und ein Cross Century ist im Bereich des Mundstückes zwischen 10,7 und 8,8mm dick.
Das ich hier die Werte liefere liegt nur daran das ich den Gessner erst einmal als wirklich dick angesehen habe. Aber die hohe Verzierung vorne und hinten sorgen sicherlich mit für diesen falschen Eindruck.
Diese Verzierung, jedenfalls die vordere Verzierung, ist aber ganz praktisch. Die Finger finden hier sehr gut einen Halt, und rutschen auch nicht nach vorne ab. Und das wo der Stift ja keinerlei Griffmulde oder ähnliches hat.
Das Schreiben, oder Malen, mit diesem Stift geht daher auch sehr gut.
Die Mine zu wechseln ist kein Problem. Genau so schnell geht es natürlich auch die Mine ein Stück weiter heraus zu holen wenn sie etwas abgenutzt ist. Dies geht selbst mit dickeren Finger wie ich sie habe sehr gut und einfach. Natürlich nicht so wie bei einem Fallminenbleistift bei dem ja nur hinten der Knopf gedrückt wird. Hier muss man die Halterung heraus ziehen, und die Mine entsprechend anpassen oder tauschen. Dann die Halterung wieder hineinschieben und schon sitzt die Mine fest. Der “Zeitaufwand”, sofern man hier wirklich messen wollen würde, ist nur minimal höher als bei einem modernen Stift. Aber die modernen Stifte nutzen eigentlich die gleiche Haltetechnik der Mine. Man kann sie nur anders lösen. Und hier hat man die “urige” Version.
Bleibt natürlich noch die Frage, wie man die Mine nun spitz bekommt. In dieser tollen Box finden sich hierfür nun gleich drei Möglichkeiten. Sandpapier, Schiefer und Federmesser.
Zum einen kann man theoretisch hier sein Lieblingsmittel nutzen, oder mehrere kombinieren. Mit dem Federmesser grobe Arbeiten. Für das Feine Sandpapier oder Schiefer. Ja, das Spitzen der Mine ist mehr Aufwand als bei manchem Fallminenbleistift. Da gibt es ja oft passende Spitzer.
Aber mal ehrlich. Wer so ein urigen Stift hat, der will doch auch da selber Hand anlegen. Mit einem Spitzer kann das ja jeder. Aber es gibt auch für diese Minen einen Anspitzer.
Bleibt nur noch der Punkt der Mine. Da hier natürlich auch nicht jede beliebe Mine eingelegt werden kann. Sondern man auf eine Mine mit einem gewissen Durchmesser (~5,6mm) angewiesen ist. Aber das ist kein Problem. Dieser Minendurchmesser ist im Handel zu bekommen. In verschiedenen Stärken.
Fazit
Bleibt nur noch ein Fazit nach diesem etwas längerem Artikel zu ziehen. Und das fällt durchweg positiv aus.
Es ist ein uriger Stift vom Aussehen. In der Box ein echter Hingucker. Und wenn man die geöffnete Box, wie oben erwähnt, in der Vitrine lagert, dann macht er sich auch durch seine Besonderheit gut neben jedem Füller. Er dürfte wahrscheinlich auch einem Montblanc oder Visconti im ersten Moment den Blick klauen.
Habe ich was zu bemängeln? Wenn man vom Preis für die Box absieht, nicht. Und selbst der Preis ist bei der tollen Ausstattung irgendwie gerechtfertigt. Wer gerne nur den Stift haben möchte, muss ja deutlich weniger dafür bezahlen.
Aber ich kann wirklich nicht meckern. Hier passt alles. Die Aufmachung und die Wertigkeit sind einfach Top. Auch die Box selber macht einen guten und stabilen Eindruck. Kein billiges und viel zu dünnes Holz. Vernünftiges Holz. Ordentlich verarbeitet. Und selbst die Scharniere und Verschlüsse aus Holz. Es passt einfach.
Bezugsquelle
Amazon
- Der CLEO Gessner +++ HAND MADE IN GERMANY
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- Buch über die Fossilien und Mineralien, 1565 ↩
Also der Beitrag hat mich schon mal auf den Stift neugierig gemacht. Jetzt muss ich nur schauen, ob die Minen tatsächlich so leicht erhältlich sind.
Die Minen sind gut erhältlich. Zum Beispiel im Internet bei Amazon.
Und auch wenn gut sortierte Schreibwarenläden seltener werden, auch dort kann man die Minen finden.
Ja, ich habe nachgefragt – es gibt diese Minen tatsächlich. Habe mir gleich ein paar gekauft, musste aber feststellen, dass sie nicht so lang sind wie jene im Gessner (den ich heute mit der Post bekommen habe). Aber das stört nicht weiters. So, jetzt muss ich den Stift erst mal testen. 😀
Klar gibt es die Minen wirklich. Glaubst Du mir nicht? 😉
Ok, sie sind etwas kürzer, aber das ist in dem Fall relativ egal. Man muss nur “öfters” wechseln.
Viel Spaß mit dem Gessner. Ich hoffe er gefällt Dir.
Natürlich gibt es die Minen – ich wollte nur sicher gehen, ob sie auch in mir naheliegenden Geschäften erhältlich sind. Ich möchte nicht immer über Amazon bestellen. Und in einem Geschäft waren sie zuerst etwas ratlos, haben dann aber doch welche gefunden.
Zur Handhabung: Ich bin noch etwas unentschlossen. Irgendwie wirkt der Stift viel zu leicht. Auch kann man nicht – was ich von Zeit zu Zeit mache – den Stift durch die Finger wirbeln lassen. Irgendwann löst sich dann nämlich der Pfropfen und die Mine fliegt in hohem Bogen raus. Großer Pluspunkt für Originalität und Nachhaltigkeit. Das mit dem Spitzen muss ich noch hinkriegen (ich habe auch die Sparvariante und versuche es mit einem Spitzer).
PS: Hast du das Video über den Füllfedershop in Australien gesehen, das ich dir geschickt habe?