Die Wahl der Feder – “Flex”

Wenn man sich einen Füller kaufen will, hat man die Qual der Wahl. Aber nicht nur bei dem Design des Füllers, sondern auch bei der Feder. Es gibt da den sogenannten “Flex”.

Ich kann mich interessanterweise noch genau daran erinnern wie ich mein erstes richtiges Schreibset auswählen durfte. Es war nicht mein erster Füller, aber mein erster Nicht-Schulfüller. Ein Geschenk. Im Laden durfte ich zwischen all den schicken Füllern wählen, die im passenden Preissegment lagen. Und die freundliche Verkäuferin gab mir jeden Füller, der mir vom Aussehen her gefiel zum Testen.

Ich sollte auch feststellen können, ob mir der Stift gut in der Hand lag, und ich gut damit schreiben konnte.

Ein Punkt, über den ich mir damals aber keinerlei Gedanken gemacht habe, ist die Feder. Mal abgesehen davon das ich sowieso keine Ahnung hatte damals, ich war ohnehin zu nervös um da etwas zu entscheiden. Ich denke, die Verkäuferin hat meine Eltern diesbezüglich beraten.

Aber natürlich ist die Wahl der Feder ein sehr wichtiger Punkt.

Und man sollte sich ruhig ein paar Gedanken dazu machen, wenn man sich einen Füller kauft.

Doch was macht eine Feder aus?

Es gibt ein paar Faktoren, die eine Feder ausmachen. Das sind zum Beispiel:

  • die Federbreite
  • das Korn
  • das Material der Feder
  • die Flexibilität, auch Flex genannt

Manche dieser Faktoren sind wählbar. Viele Füller sind mit unterschiedlichen Federbreiten verfügbar. Manchmal gibt es sogar auch eine Auswahl von Federmaterial, oftmals Stahl und Gold als Alternativen. Ob eine Feder ein Korn hat oder nicht, ist normal nicht explizit wählbar. Die meisten Füller haben in den Standard-Federbreiten ein sogenanntes Korn. Welches für die Schrift dann zuständig ist.
Aber ein Punkt, den man normal wirklich nicht auswählen kann, ist die Flexibilität der Feder.

Diesen Punkt kann man im Endeffekt nur selber austesten
Natürlich hilft einem hier oft die Materialwahl und die Empfehlungen von anderen.

Was meint man eigentlich mit dem Flex?

Flex feder geschlossen
Die Feder (hier eine BiColor Gold-Feder vom Cleo Skribent Linea Arte) im normalen Zustand

Die Feder eines Füllers ist, wenn man sich diese einmal genauer anschaut, geschlitzt. Dieser Schlitz sorgt mit dem darunter liegenden Tintenleiter dafür, dass die Tinte zur Spitze transportiert wird, und wir schreiben können. Aber dieser Schlitz kann, je nach Druck auf die Feder, sich auch ein wenig spreizen. Dies liegt in der Natur der Dinge. Bis zu einem gewissen, natürlich nur leichten, Druck ist dieses Spreizen nicht permanent. Und genau dieser Effekt ist mit dem Begriff “Flex” gemeint.
Denn der Flex einer Feder erlaubt durch bewusste Druckveränderung eine Strichvarianz in der Schrift zu erzeugen. Also mit einer Feder ohne abzusetzen die Breite des Striches zu verändern. Manch eine Feder kann man so weit spreizen, dass der volle Tintenfluss teilweise abbricht und es zwei Striche gezogen werden. Im Englischen dann auch “railroading” genannt.

Je nachdem wie stark man auf die Feder drücken muss, damit sich die Strichvarianz zeigt, gibt es unterschiedliche Bezeichnungen:

  • Unflexibel
  • Semi-Flex
  • Vollflex
  • Superflex

Leider gibt es keine genauen Einteilungen, wann eine Feder zu welcher Kategorie gehört. Die Übergänge sind vor allem fließend.

Die Titanium-Feder eines OMAS Emotica mit leichtem Druck.

Der Flex einer Feder hängt nicht nur vom Material, aus dem die Feder gemacht ist, ab. Aber manche Materialien neigen eher dazu gute “Flex”-Federn abzugeben. So wird einer Goldfeder ein schöner, weicher Flex nachgesagt. Während Stahl-Feder als unflexibel gelten.  Aber es ist immer davon abhängig wie der Hersteller der Feder diese produziert hat.
So gibt es auch Goldfedern die sehr starr, bis hin zum Unflexiblen sind, und Stahlfedern die sehr weich zu schreiben sind, also einen schönen Semi-  oder Vollflex haben.

Aber was möchte man hier genau?

Das muss man natürlich selber wissen.

Aber es gibt natürlich Situationen da ist es schon klar, dass man eher wenig Flex haben möchte.
Wer gerade mit dem Schreiben anfängt, hat auch so schon genug mit dem Füller zu tun, ohne dass er noch den Druck variieren möchte. Deswegen sind Schreiblernfüller bzw. Schulfüller normal eher unflexibel. Diese halten auch den Druck besser aus, den manch ein Füller- und Schreibanfänger gerne aufbringt.

Auch wer schon länger schreibt, aber nun in das Schreiben mit einem Füller einsteigen will, kann man nur zu einem unflexiblen Füller raten. Manch einer der Kugelschreiber gewohnt ist, drückt für einen Füller zu stark auf.

Wenn man schon Erfahrungen mit einem Füller hat… Ja, dann wird es interessanter. Da kann man sich dann mit dem Flex ein wenig vertraut machen. Und, wenn es einem gefällt, dass ein wenig steigern.

Denn man muss bedenken, eine Feder mit viel Flex schreibt sich nicht so einfach wie eine starre Feder. Man kann zwar mehr damit machen, und auch gerade das Schriftbild variieren, aber das erfordert auch ein wenig Erfahrung.

Die Feder des Cleo Scribent Linea Arte zeigt Ihre Flex-Fähigkeiten.

Welchen Füller sollte ich nun nehmen?

Welchen Füller man nun kauft, ist natürlich nicht einfach. Er muss einem vor allem auch gefallen. Das Auge ist hier schon recht wichtig.

Für Kinder die mit so etwas anfangen gibt es die typischen “Schulfüller”. Mit denen kann man eigentlich nichts falsch machen. Die sind genau auf diesen Zweck hin entwickelt.
Als Anfänger mit Füller hat man es aber auch nicht so schwer. Idealerweise lässt man sich beraten und schreibt einen Füller mal Probe. Aber auch so sind die meisten Füller, die es momentan auf dem Markt gibt eher starr bis leicht Semi-Flexibel. Erst recht die “bekannten Marken” mit ihrem Standardsortiment. Bei exklusiveren Versionen sieht es schon anders aus.

Die Feder des Omas bei starkem Flex mit railroading

Wer einen Füller mit flexibler Feder haben will, hat nur zwei Möglichkeiten, die man am besten kombiniert. Zum einen informiert man sich im Internet genau über die Füller, die einem bisher ins Auge gefallen sind. Und zum anderen nimmt man den Füller in einem Fachgeschäft selber mal in die Hand. Und macht ein paar Schriftproben. So wie ich damit anfing, ohne mir Gedanken darüberzumachen.

Wenn man das Glück hat und ein Fachgeschäft in der Nähe hat. Idealerweise auch noch eines mit Personal, das auch wirklich Ahnung hat.

Mein Schreibset von damals,  ein Parker 95, ist immer noch in meinem Besitz. Die Verkäuferin hat einen tollen Job gemacht, denn ich habe diesen Füller (und das restliche Set) sehr, sehr lange genutzt. Heute ist der Parker eher selten in Gebrauch. Er ist nicht mehr mein Idealfüller vom Gefühl des Füllers in der Hand. Aber weggeben werde ich diesen Füller mit unflexibler Feder sicher nicht.

  1. danke für deinen Kommentar über die Flexibilität einer Füllfeder … ich schreibe schon länger mit Füllfeder und beginne gerade mit dem Sammeln schöner Stücke. Mit diesem Thema noch nicht befasst.

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