Jede Lineatur hat Vor- und Nachteile. Und ihren speziellen Anwendungsfall.
Aber viele Lineaturen haben einen großen Nachteil: sie stören. Natürlich nicht beim Schreiben. Denn da helfen Sie uns. Aber dann, wenn man den geschriebenen Text später lesen möchte, sind sie störend.
Die meisten von uns haben gelernt diese Lineaturen zu ignorieren. Und das klappt auch sehr gut. Aber eben nicht immer. Aber selbst wenn wir die Lineatur unterbewusst ausblenden, so ist dies dennoch sichtbar. Und erfordert eben, dass das Gehirn aktiv wird. Je nach Lineatur ist dies natürlich unterschiedlich ausgeprägt.
Okay, die Lineatur “blanko” ist hiervon einmal ausgenommen. Und die Lineatur “dotted” gibt einem hier sehr wenig, was stört mit den wenigen Punkten.
Es geht besonders um das linierte und karierte Papier. Und es gibt hier verschiedene Versuche dies zu verbessern. Die Lineatur “dotted” ist ja bereits ein Versuch dies zu verbessern. Und auch das “liniert” und “kariert” unter einen Hut zu bekommen.
Andere Versuche betreffen andere Farben. Und auch diese Lösung hier ist effektiv nichts anders. Denn es geht hier um das Whitelines. Hier ist die Lineatur weiß. Und das Papier grau. Das gleiche Prinzip gibt es auch von Avery Zweckform unter dem Namen “Notizio”. Wer zuerst da war weiß ich nicht. Aber hier geht es um das Whitelines.
Whitelines
Whitelines stellt Notizbücher und Blöcke her. Alle mit grauem Papier und weißer Lineatur. Die Idee dahinter stammt aus dem Januar 2006 von drei Freunden. Daraus wurden dann das Whitelines Papier und mittlerweile auch die passende App.
Denn das Papier ist nicht nur grau mit weißer Lineatur (es gibt übrigens liniert, kariert und dotted), sondern hat auch ein paar Markierungen angebracht die es der eigenen App ermöglicht das Papier genau zu fotografieren und zu speichern. Ohne störende Lineatur. Und man kann es in der App dann zum Beispiel in per E-Mail teilen, in Evernote oder der Dropbox speichern. Das kann man übrigens auch direkt auf dem Papier ankreuzen und die App verarbeitet das dann entsprechend.
Also eigentlich ein ganz simples Produkt (von der App-Funktion mal abgesehen) was einem einen großen Nutzen bringen kann.
Wie macht sich das Whitelines aber im Gebrauch?
Auf der paperworld 2018 bekam ich von Whitelines ein Exemplar des Notizbuches mit Ringbindung in der dotted-Version zum Testen mit. Denn ich habe schon einiges davon gehört aber es noch nie selber getestet.
Also war ich natürlich neugierig wie es sich mit den Whitelines arbeiten lässt. Und wie sich das Papier mit meinen Stiften und Tinten macht.
Zuerst noch mal ein paar Eckdaten: dieses Notizbuch hat 60 Blätter mit einer Grammatur von 80 g/m². Ein wichtiger Punkt für das Schreiben mit Füller.
Das erste was mir auffiel ist das die Lineatur wesentlich eingeschränkter ist, was die Lichtverhältnisse angeht. Das ist natürlich bei “dotted” gegenüber zum Beispiel “liniert” immer so. Aber hier noch mal stärker. Das liegt an dem sehr geringen Kontrast zwischen dem hellgrau Papier und der weißen Lineatur. Wenn es leicht dunkler ist erkennt man den Unterschied nur noch sehr schwer. Und das Schreiben ist anstrengend. Ein Punkt der im Büro oder Uni natürlich eher selten zu tragen kommt. Aber im privaten Gebrauch durchaus vorkommen kann. Abends noch schnell Notizen machen oder gar längere Texte schreiben, kann hiermit schon anstrengend werden.
Dagegen ist das Lesen der geschriebenen Texte wirklich sehr gut. Die weiße Lineatur und die Markierungen für die App fallen kaum auf.
Natürlich habe ich mir auch die App angeschaut. Und diese funktioniert soweit sehr gut. Die Whitelines Link genannte App braucht natürlich Zugriff auf die Kamera. Und beim Aufnehmen erkennt die App sehr gut und schnell die Markierungen auf dem Papier. Es werden einem die erkannten Markierungen anzeigt. Sobald alle vier Markierungen erkannt wurden, was sehr schnell geht, beginnt die Aufnahme. Hier erwartet die App das man das Smartphone kurz still hält. Schon ist die Aufnahme gemacht. Einfach durch das Erkennen der vier Markierungen. Das Bild wird dann automatisch bearbeitet. Eine eventuelle Verzerrung durch den Kamerawinkel wird entfernt und der Inhalt der Seite wird freigestellt. So erhält man dann ein Bild mit weißem Hintergrund. Das funktioniert sehr gut.
Was aber ein wenig schade ist, das man keinen Einfluss nehmen kann. Keine Einstellung über das Freistellen oder die Komprimierung und damit Dateigröße. Auch lassen sich nur die drei Anwendungsfälle “E-Mail”, “Dropbox” und “Evernote” ausführen. Damit kann man dann aber durchaus arbeiten.
Was für viele natürlich ein ganz besonders wichtiger Punkt ist: Wie ist das Papier?
Ich kann sagen es hat mich überrascht, hat aber auch kleine Schwächen.
Das Papier habe ich hier mit den verschiedensten Stiften und Tinten getestet. Und bei den meisten Stiften zeigt es sehr gute Ergebnisse.
Bei einigen Tinten hat es aber leider Schwächen. So ging eine De Atramentis-Tinte bereits mit einer B-Feder geschrieben durch das Papier. Nicht stark, aber es war mehr als nur ein Durchscheinen.
Wenn die Füller-Tinten-Kombination ein sehr flüssiges Schriftbild ergibt, zum Beispiel mit einer Stub-Feder, dann hat das Papier hier aufgegeben. Es blutete deutlich durch. Mit dem Visconti Homo Sapiens mit einer 1,3 Stub-Feder und der De Atramentis schwarzrot war fast ein komplettes Durchbluten zu erkennen. Allerdings: Die Tinte ist nur minimal ausgefranst. Effektiv ist dies aber eine sehr komplizierte Füller-Tinten-Kombination, die ich genau aus diesem Grunde zum Testen nutze.
Mit dem Pilot Parallel Pen blutete das leider so stark durch, das noch zwei Punkte auf dem nächsten Blatt zu sehen sind. Schade. Aber auch sehr anspruchsvoll. Aber auch hier: nur minimales ausfransen.
Ansonsten schlägt sich das Papier sehr gut. Ich habe ein paar Brushpens getestet und selbst einen Edding Calligraphy. Ohne Probleme und maximal ein durchscheinen.
Wenn man also die Whitelines nutzen will spricht kaum was dagegen. Es ist in meinen Augen ein sehr solides Papier und gutes Konzept.
Man kann zwar vielleicht nicht alle Stifte und Füller-Tinten-Kombinationen nutzen, aber das ist eh sehr selten bis unmöglich.
Und was ist eure Meinung zu den Whitelines Notizbüchern?